Berlins SPÄTIalgebiet – Vorratskammer für jede Lebenslage

Ein DDR Spätkauf / Copyright: Stephan_Klonk

Mit unseren Kiez-Spätis hier in Berlin verbindet uns ja oft die ein oder andere Sentimentalität: Hier kommen wir hin, um uns ein Wegbier zum Club zu holen, den Schokoriegel, wenn es mal wieder nicht so gut läuft und manchmal – hochdramatisch – ist unser Späti der rettende Hafen bei Klopapiernot.

Aber: First things first – Wieso heißt der Späti eigentlich Späti?

Spätis oder Spätverkaufsstellen haben ihren Ursprung in der ehemaligen DDR. Die kleinen Läden hatten bis 20 Uhr oder länger geöffnet, um auch Schichtarbeiter:innen zu versorgen, während die eigentlichen Lebensmittelgeschäfte bereits um 18 Uhr geschlossen wurden.

Die Spätkäufe der DDR waren also auf Versorgung ausgerichtet und sind mit dem heutigen „Kultureinrichtungen“, zu denen auch Tourist:innen pilgern, um ein Stück des Berliner-Lifestyle Gefühl zu erhaschen, nicht zu vergleichen.

Erst nach der Wende hat sich diese Erscheinung in den Westen ausgebreitet.

Spätis in Not

Smalltalk mit Nachbar:innen und den Spätibetreiber:innen gehören mittlerweile quasi zum Pflichtprogramm eines rechtmäßigen Späti-Besuchs – eine Erfahrung, die wir natürlich auch den Tourist:innen nicht vorenthalten können und auch nicht sollten.

Mittlerweile gibt es über 1000 Spätis in Berlin. Und alle stehen vor der gleichen Herausforderung: Dem Ladenöffnungsgesetz. Denn wusstest Du: Durch die Verordnung, die besagt, dass Spätis am Sonntag geschlossen bleiben müssen, gehen den Besitzer:innen wichtige Einnahmen verloren und alleine durch unsere bescheidenen Einkäufe können unsere Spätis nicht überleben. Ursprünglich war die Öffnung an Sonntagen nämlich ein Alleinstellungsmerkmal der Spätis, an denen der hauptsächliche Umsatz gemacht wurde.

Viele Spätibesitzer:innen sind daraufhin dazu übergegangen, Paketannahmestellen in Ihren Läden zu eröffnen, um sich und Ihr Business über Wasser zu halten, aber auch diese Einnahmen reichen nicht wirklich aus.

Rettung naht, besser spät(i) als nie

Deshalb macht sich Späti e.V. hier in Berlin dafür stark, eine Gleichstellung der Spätis mit beispielsweise Bahnhofsgeschäften und Tankstellen und deren Öffnungszeiten zu erreichen. Auch der Erhalt der Kiez-Kultur in Berlin und dem Späti als fester Bestandteil, der Aufbau eines „Späti-Netzwerks“ zur „Kopplung von Kontakten und Ausnutzen von Synergieeffekten“ sind Aufgaben des Vereins.

Die Arbeit des Vereins ist auch darum so wichtig, weil die Spätis eben ein fester Bestandteil Berlins Stadtbildes und des Lebensgefühls sind. Hier findet man in nahezu jeder Lebenslage das, was es gerade braucht. Und wer verschmäht freiwillig einen kleinen Glücksmoment im Alltag? Wir hoffen auf jeden Fall auf viele warme Sommerabende – kompromissbereit wie wir sind, auch gerne auf laue Herbstnachmittage - an denen wir uns beim obligatorischen Erstes-Date-Spaziergang eine kühle Erfrischung holen, nach der anstrengenden Klausur einen Schokoriegel zum mentalen Wiederaufbau oder eine Power-Bank auf dem Weg zum Konzert.

Aber eins ist klar: Es muss eine Lösung her!

Ja, es wird in der Nähe von Spätis des Öfteren richtig laut, es entsteht Müll und die direkte Umgebung der Spätis kann aufgrund der nicht installierten sanitären Anlagen innerhalb der Spätis auch den Charakter einer öffentlichen Toilette bekommen. Über diese Problematik sind wir uns bewusst und es muss eine Lösung her: Denn wir wollen uns alle in unserem geliebten Berlin wohlfühlen.

Für Eure Lösungsansätze bezüglich dieses Themas, sind wir Euch von Herzen dankbar. Schreibt uns an: hallo@visitberlin.de

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