Die neue Art des „FlashMOPPs“

Anna Wasilewski

Wir müssen uns nicht auf großartige, heldenhafte Aktionen einlassen, um am Veränderungsprozess teilzunehmen. Kleine Taten, wenn sie von Millionen von Menschen vervielfacht werden, können die Welt verändern.“

Diese inspirierenden Worte stammen vom Historiker Howard Zinn und nicht von Anna Wasilewski aus Berlin-Wedding. Obwohl sie ganz genauso denkt und handelt! Sie steckt voller Tatendrang und dieser stieg noch einmal an, als sie mitten in der Pandemie in den fast leeren Berliner Straßen das innerstädtische Müllproblem plötzlich weit deutlicher wahrnahm als je zuvor. Sie zog los und sammelte Müll. Zunächst im Alleingang, ausgestattet mit Handschuhen, Müllbeutel und Zange. Aber da das nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein war, gründetet sie 2021 die Nachbarschaftsinitiative „Litter Picker“. Eine Müll-Sammel-Initiative für die sie den Berliner Senat als Kooperationspartner gewinnen konnte. Jetzt treffen sich jeden Freitag um 17 Uhr, von Mal zu Mal mehr Menschen in der Böttgerstraße 17 in 13357 Berlin, um gemeinsam Müll auf Berlins Straßen zu sammeln.Ein echtes Erfolgsprojekt, das sich nicht nur schnell herumgesprochen hat, sondern auch in geradezu rasantem Tempo Mitmacher:innen findet.

 

Gemeinsam für Berlin: Unterwegs mit Litterpicker

Initiative für mehr Müll-Awareness

Zuhause liegt es nur an uns, ob die Chipskrümel vor dem Sofa liegen bleiben oder ihren Weg in den Staubsauger finden. In der Öffentlichkeit fühlen wir uns jedoch selten zuständig für das, was so da rumliegt. Gelegentlich leisten wir sogar selbst einen Beitrag zur „Vermüllung“ der Umwelt. Dabei wäre das gar kein Problem, wenn jeder Mensch seinen eigenen Müll einfach selbstständig in die entsprechenden Vorrichtungen entsorgt. On top belohnt die BSR den Gang zum Mülleimer sogar mit einem Schmunzler: Denken wir nur an die lustigen und intelligenten Wortspiele als Schriftzüge auf den öffentlichen Entsorgungseinheiten. (Wir sagen nur „Das tapfere Eimerlein“). Anna Wasilewski sieht da noch ganz viel Potential auch bei der Stadt selbst: „Die Infrastruktur für die Müllentsorgung ist veraltet und es gibt kaum Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit“.

Eine:r für alle und alle für eine:n

Auch wenn die Stadt Berlin bei diesem Thema noch etwas hinterherhinkt, gibt es in jeder Nachbarschaft ein paar besonders achtsame Bürger:innen. Und die finden sich nicht selten im Rahmen des „Litter-Picker“-Projekts zusammen: Kinder und Rentner:innen, Ur-Berliner:innen und Zugezogene – alle sind dabei und knüpfen über das soziale Engagement wunderbare neue Beziehungen zu sich, ihrer Umwelt und zueinander.

Berlin ist unser Haus. Und wir machen unser Haus sauber.

Neu ist seit 2022 die Zusammenarbeit mit dem Ukraine-Café. Geflüchtete Menschen helfen dabei, ihr neues, für manche auch nur vorübergehendes Zuhause „Berlin“ sauber zu halten. Denn wir sind alle für die Stadt verantwortlich, in der wir leben oder die wir besuchen. Eine Teilnehmerin bei „Litter Picker“ schlägt darum vor, einfach mal Tourist:innenführungen mit dem passenden Equipment – Zange und Eimer – auszustatten und dazu anzuhalten, auf der Erkundungstour durch die Stadt den ein oder anderen Zigarettenstummel, das Taschentuch oder den weggeworfenen „To-Go“-Becher aufzusammeln.

Am Ende ist es aber egal, wer wo genau mitmacht. Wichtig ist, DASS wir mitmachen. Es geht nämlich nicht darum, dass niemand von uns Müll produzieren darf und jeder den Zero-Waste-Lifestyle perfektionieren soll. Es geht darum, bewusst wahrzunehmen, wann wir Müll produzieren und was mit ihm geschieht. Wenn jede:r von uns hier ein bisschen auf sich und das eigene Verhalten achtet, sind wir schon richtig gut dabei. Wie kleine fleißige Ameisen, die gemeinsam den weggeworfenen Brotkanten abtransportieren. Wir finden, mit diesem Bild vor Augen lässt sich arbeiten, oder was meint ihr?

 

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